Ein zweites Hallenbad für Winterthur
Zwei Mal erteilte die Bevölkerung der Erweiterung von gedeckter Wasserfläche im Schwimmbad Geiselweid eine Abfuhr. Weder die Idee Cabriodach im September 2012 noch die Traglufthalle Geiselweid im Oktober 2019 konnten eine Mehrheit überzeugen. Obwohl die Problematik seit über einer Dekade bekannt ist, hat sich an der Situation nichts geändert. Im Gegenteil, sie hat sich mit dem Bevölkerungswachstum weiter verschärft. Die Folge: Winterthurer Schulkinder erhalten nur noch ein Drittel der im Lehrplan vorgesehenen Schwimmlektionen. Das Hallenbad «Geisi» platzt aus allen Nähten, die Bevölkerung wird ungeduldig.
Aktuell beantragt der Stadtrat eine Fristerstreckung zu einer Motion (R. Kappeler, SP) zum Bau eines zweiten Hallenbades und gibt vertiefte Einblicke zum Stand der Dinge.
Eine Arbeitsgruppe aus Vertreter:innen von Schule, Schwimmsport, Verwaltung und Politik trafen sich, um die Bedürfnisse für ein Hallenbad zu diskutieren. Dabei wurden folgende Anforderungen für ein künftiges Hallenbad formuliert:
Ein multifunktionales, energieeffizientes Hallenbad mit mehreren kleinen und mittleren Becken für Schulschwimmen/Schwimmschulen, Vereine und die Öffentlichkeit.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Stadtrat aufgrund der angespannten Stadtfinanzen kein zweites Hallenbad bauen will. Der Bau ist teuer und braucht viel Zeit. Zehn bis Fünfzehn Jahre vergehen zwischen Planung und Eröffnung in der Regel. WIN4, die Firma, welche den Sportpark Deutweg entwickelt und betreibt, bietet dem Stadtrat nun an, auf dem Gelände des Sportparks ein Hallenbad zu bauen und zu betreiben. Die Vorteile: Ein sofort verfügbares Baufeld in der richtigen Bauzone, welches bereits vollständig erschlossen ist und die Abwärme der Kehrichtverbrennungsanlage und der Eishalle nutzen könnte.
Der Knackpunkt: Dies im Rahmen einer Private-Public-Partnership (PPP).
Aber was ist ein PPP-Modell? Grundsätzlich bedeutet es, dass sich die Stadt am privaten Hallenbad-Projekt von WIN4 in Form einer Partnerschaft beteiligt. Dies beispielweise durch eine Mitfinanzierung des Baus, Übernahme von Betriebskosten, Subventionierung von Tickets etc. Die Möglichkeiten sind vielseitig. WIN4 hat als privater Investor natürlich ein finanzielles Interesse und muss mit dem Hallenbad Geld verdienen. Die Stadt will möglichst günstig an Wasserfläche kommen. Daraus stellen sich Fragen wie: Muss die Stadt für allfällige Defizite einspringen? Werden die Eintrittspreise gleich sein wie im Geisi? Ist es gerechtfertigt, dass die Stadt dem Betreiber Geld für den Bau oder Betrieb zahlt und dieser einen Gewinn erwirtschaftet?
Obwohl ein Hallenbad im PPP über den ganzen Lebenszyklus etwa gleich teuer sein wird wie ein Bau und Betrieb der Stadt selbst: Der Faktor Zeit macht den entscheidenden Unterschied. Bereits in fünf Jahren könnten erste Schwimmkurse stattfinden. Die Zusammenarbeit mit WIN4 bietet also echte Chancen. Ich glaube, als SP müssen wir uns folgende Frage stellen: Ist ein PPP-Modell grundsätzlich mit unseren Werten vereinbar und falls ja, unter welchen Bedingungen? Wollen wir den Spatz in der Hand oder die Taube auf dem Dach?
Selim Gfeller, Stadtparlamentarier SP